Geld regiert die Welt – und wer regiert das Geld?
Wochenende mit Prof. Dr. Roland Geitmann
Am 19./20. Januar 2007, Haus der Kirche / Dreikönigskirche
Wo Geld die Welt regiert werden Mensch und Umwelt zu Kostenfaktoren. Welche Zusammenhänge zwischen Geld, Wirtschaft und menschlicher Gesellschaft existieren und welche Wege neben den neoliberalistischen Vorgaben gegangen werden können, werden in dieser Veranstaltung diskutiert. Neben den Problemen unserer heutigen Wirtschaftsweise werden auch ganz konkrete Handlungsvorschläge vorgestellt: Der Elbtaler, eine Regionalwährung für die Region Dresden, die regionales Wirtschaften möglich macht.
Programm
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Veranstaltung-19.jan.2007.pdf | 161.06 KB |
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Im Haus der Kirche an der Dresdner Hauptstraße hörten am 19.02. Freitagabend, ca 140 Teilnehmer zunächst den Einführungsvortrag Prof. Geitmanns, 1.Vorsitzender der „Christen für gerechte Wirtschaftsordnung“ (CGW) über „Wege zu einer solidarischen Wirtschaft“. Mit Hilfe aussagekräftiger Schaubilder konnten die Zusammenhänge zwischen dem gegenwärtigen Geld- und dem Wirtschaftssystem erhellt werden. So wurde zum Beispiel die Rolle anwachsender Gewinne bei kurzfristig orientierten Renditezielen, insbesondere auch durch Spekulation herausgestellt. Diese rufen in ihrer Wechselwirkung mit Geldabwanderung zugleich spiegelbildlich
eine ebenso wachsende Verschuldung mit hohen Zinsverpflichtungen hervor.
Davon werden immer mehr private Haushalte, Mittelstandsbetriebe und vor allem auch die meisten Staaten betroffen. Wirtschaftsschwäche und wachsende Arbeitslosigkeit in immer mehr Regionen sind unmittelbare Auswirkungen.
Um Wege in Richtung auf eine solidarische Wirtschaft zu eröffnen, kennzeichnete Prof. Geitmann einige wesentliche Aspekte erforderlicher Reformen: Der stärkere Übergang von Lohn- und Einkommenssteuern auf Verbrauchssteuern mit angemessenen Freibeträgen könnte wesentlich zur Finanzierung eines Grundeinkommens, gleichzeitig auch zur Umweltentlastung beitragen. In dieser Richtung wirkt auch eine umlaufgesicherte Währung, um vor allem regionale Leistungsreserven zu erschließen. Mit diesem Ziel werden zur Zeit mehrere ergänzende Regionalwährungen entwickelt, die in der anschließenden Aussprache bereits rege diskutiert wurden.
Am Sonnabend Vormittag widmete sich dann der Wirtschaftsinformatiker Norbert Rost in seinem Vortrag „Regionalgeld als Ausweg aus der Globalisierungsfalle“ eingehend den Zielen der komplementären, ergänzenden Währungen zur Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe. Allein in Deutschland erweitern über 20 Regionalgelder den wirtschaftlichen Austausch, weitere etwa 20 Regionen bereiten eine Einführung vor. Diese Entwicklung wird in letzter Zeit stärker beschleunigt. Es wird immer sichtbarer, dass den unbestreitbaren Vorteilen der Globalisierung verschiedene bedeutende Nachteile gegenüber stehen. So kann nämlich den Bedürfnissen lokaler Bevölkerungen insbesondere wegen der Geldabwanderung und der damit verbundenen Investitionsschwäche in mehreren Regionen nicht mehr angemessen entsprochen werden. Die Elbtaler- Regionalwährung wurde nun entwickelt, um diesen negativen Tendenzen entgegenzuwirken und vor allem die Nutzung einheimischer Produkte zu fördern. Stand und Eigenschaften dieser in Vorbereitung befindlichen ergänzenden Komplementärwährung wurden im Vortrag auch bildlich detailliert dargestellt.
In der anschließenden Gesprächsrunde zum Regionalgeld wurde schließlich neben der Diskussion technischer Fragen herausgestellt, wie mit dem „Elbtaler“ regionale Leistungsreserven zu erschließen sind, wie schließlich zinsgünstige Kredite ermöglicht werden können und wie insgesamt damit vor allem die Arbeitslosigkeit zu senken ist.
Parallel dazu leitete Prof. Geitmann einen zweiten Diskussionskreis zum Thema „Wir brauchen mehr Demokratie“. In reger Aussprache konnten die Zusammenhänge zwischen Geld- und Demokratiereform beraten werden. Dabei sollen sowohl Elemente der direkten Demokratie (Volksentscheide, Bürgerhaushalte, Planungszellen u.a.) wie auch der repräsentativen Demokratie (Familienwahlrecht, Viergliederung der Parlamente u.a.) so entwickelt werden, dass eine dienende Funktion der Wirtschaft besser gesichert werden kann.
Die rege Aussprache beider Kreise wurde bis in den Nachmittag hinein fortgesetzt.
Organisation Wochenende: Christa Kittel
Bericht: Michael Ziege – Elbtaler Förderverein e.V.
10. Februar 2007